Motorleistung Erfahrung

Servus Bernd
Du hast natürlich Recht das es den Motor in verschiedenen Konfigurationen gibt. Es geht mir aber hier grundsätzlich nur um den 12er vom österreichischem Militär.
Natürlich brauche ich bei größeren Reifen mehr Leistung und ebenso fährt sich ein 12er mit 12t anders als einer mit 8t.Allerdings sollte man sich schon im klaren über den Zweck dieses Fahrzeuges sein. Die ersten Modelle wurden mit Trommelbremse ausgeliefert. Was leider oft vergessen wird ist das sich durch die größeren Reifen ganz andere Kräfte auf den ganzen Antriebsstrang übertragen werden. Das ganze betrifft natürlich auch die Bremsen und Achsen. Auch wenn es dafür offiziell eine Freigabe gibt ändert das nichts an den Tatsachen. Zum Verbrauch kann ich nur sagen, mehr Leistung weniger Spritverbrauch ja da können die Ingenieure noch was lernen. Hubraum bleibt gleich aber die Einspritzpumpe muss angepasst werden.
Aber ich möchte hiermit keine Diskussion vom Zaun brechen über Sinn oder Unsinn für Leistungssteigerungen bei einem 30Jahre altem Auto. Ich gebe hier nur meine Meinung und Erfahrung weiter.
Beste Grüße
Günther
 

Hallo Steyrgemeinde, 
Das Thema Motorleistung ist so ein typisches Thema auf das jeder Steyrbesitzer irgendwann stößt. Mittlerweile habe ich das so die verschiedensten guten und weniger guten Erfahrungen gesammelt.Mein persönliches Motto ist: Motorleistung lässt sich durch nichts ersetzen als durch mehr Motorleistung. Auch nicht durch Geduld oder einer fatalistischen Einstellung man sei ja nicht auf der Flucht. Ich bin viele Jahre mit allen möglichen Fahrzeugen Rally gefahren und daher wohl auch der Hang zur Mehrleistung.

Erfahrung 1: Totalumbau - Motorumbau auf 260PS

Mir war mein 180 PS (WD612.74) 12M18 einfach zu lahm. Also habe ich den Motor auf den WD 621.34 umgebaut mit 260PS. Allerdings habe ich mir vorher das Thema ganz genau angesehen, den Antriebsstrang durchgerechnet um keine Überlastungen zu riskieren. Er sollte ja dauerfest sein.Tolle Sache, es ist ein anderes Fahrzeug und fährt sich super.
Aber: 
Der Umbau ist sehr aufwändig und teuer. Das ist nichts mehr für den Garagenschrauber oder Selbstausbauer. Auch kann ich das nicht mehr uneingeschränkt empfehlen aufgrund der sehr komplexen Materie. Um die gleichen Qualitäten wie beim Militärmotor zu bekommen muss es noch ein paar mehr Umbauten geben und die sind alle nicht so einfach zu realisieren. Mann muss sehr tief in der Motorentechnik sein um das auch richtig umzubauen.
Bezahlen kann man das nur noch bedingt und der Aufwand ist enorm. 

Erfahrung 2: Leistungssteigerung vom WD 612.74 auf 230PS

Zuerst muss man mal sagen, das keiner weis ob er 230PS aus dem WD612.74 rausholen kann. Es gibt schlichtweg keine Prüfstandsdaten oder Protokolle der Einspritzmenge (auch das wäre kein Nachweis, eher ein Anhaltspunkt) Auch das ist kein einfacher Weg, aber noch eher gangbar als ein Totalumbau.
Ich schätze einmal mit um die 3000€ an Teile - und Arbeitskosten könnte man durchkommen bei entsprechender Eigenleistung. Nähere Informationen dazu habe ich in ein paar Monaten.Was braucht es dazu?

• Ladeluftkühlung
• Einspritzdüsen überholt und abgeglichen
• Zusätzliche elektrische Treibstoffvorförderpumpe
• Einspritzpumpe überholt und auf Mehrlesitung angepasst
• Turbolader mit Wastegate 
• Angepasste Luftfilteranlage
• Angepasster Auspuff (das kann man beim Rud nachlesen)
• Elektrischer Kühlerventilator
• Abgasthermometer und Ladedruckmesser

Der WD 612.74 kann die 230PS ohne Probleme ab. Die Kupplung würde ich mal sagen auch, da kaum ein Fahrzeug die 12Tonnen erreicht.Der Umbau ist mit vertretbarem finanziellen und technischem Aufwand zu realisieren. Man bleibt sehr nahe am Originaldesign. Die meisten Teile sind Originalteile, oder sehr nahe am Original. 

Den SetUp kann ich uneingeschränkt empfehlen, Schäden am Motor oder Antriebsstrang sind nicht zu erwarten.

An genau diesem Setup arbeite ich momentan für ein paar Kollegen aus dem Forum, sobald ich alles zusammen habe werde ich dann selbstverständlich auch die Informationen im Forum teilen. Das wird aber noch etwas dauern.

An dieser Stelle einmal eigener Sache zum Thema Leistungssteigerung am WD 612.74
Ich höre immer wieder das 230PS Motorleistung angeboten wird. Wenn die Kunden dann das Einspritzpumpenprotokoll haben wollten, wird es nicht herausgegeben mit der Begründung das sein hauseigenen KnowHow...... Ist es nicht....  es ist nur unseriös.

Jeder Boschdienst gibt mit einer neu eingestellten Pumpe das Protokoll. Bekommt man dieses nicht ausgehändigt entsteht der Verdacht das es solch ein Protokoll gar nicht gibt und die Einspritzpumpe nicht auf einem Prüfstand eingestellt worden ist. Man sollte hier schon ehrlich sein. Auch braucht es das Protokoll wenn man die Pumpe überholen lässt oder nachregulieren will.

Höhere Motorleistung lässt sich auch nicht über Pumpeneinstellwerte nachweisen sondern ausschließlich über einen Lauf auf einem Motorenprüfstand. Alles andere ist Bauernfängerei, sonst nichts.
Der oben aufgeführte SetUp zur Leistungssteigerung wird definitiv Mehr Leistung als 210 PS bringen. Aber ist er dann auch bei 230PS? Das kann ich nicht nachweisen, nur abschätzen. Das reicht aber auch wenn alles sauber dokumentiert ist und die Kollegen dann wissen was im Detail gemacht worden ist und auch dabei waren.
Was die meißten auch bei diesem Thema vernachlässigen ist die Peripherie, Luftfilter, Treibstoffzufuhr oder Abgasanlage. Da ist auch noch einiges an Optimierungspotential drin was letztendlich zu Mehrleistung führen wird.

Viele Grüße 
Joachim